“Neues Kabinett Braunschweig”
„ Monti benennt neues Kabinett Italiens
Experten ohne politischen Ballast
Ein Kommentar von Andrea Bachstein – Süddeutsche Zeitung, 17.11.2011
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, aber Italien ist gut aufgestellt: Der designierte Ministerpräsident Mario Monti hat sein Kabinett präsentiert, das das Land nun aus der Krise führen soll. Die neuen Minister sind angesehene Fachleute auf ihrem Gebiet. Auf Politiker hat Monti verzichtet – und sieht darin eine große Chance.“
Neues Kabinett Braunschweig
Ein Kommentar von Aron Straaten – Schaufenster Sachsen-Anhalt, 18.11.2011
Es scheint ein Wettlauf mit der Zeit zu sein, Kunst aufzustellen: Die engagierte Künstlerin Edda Grossman präsentiert ihr Kabinett, das die Besucher in eine angewandte Kunstform führen soll. Das Kabinett stellt ein Bett mit mehreren Gegenständen dar. Eine überdimensionierte Maske am Kopfteil des Bettes richtet ihren leeren Blick auf das bemalte Fußende, an dessen Außenseite Beine einer Modepuppe montiert sind. Über der Bettdecke, einem Himmel gleich, bewegt sich ein Mobile mit Bildern, die die Jahresthemen von 2011 beschreiben: Fukushima, der Arabische Frühling, das Plagiat von Karl-Theodor zu Guttenberg, der Papstbesuch, die Hinrichtung von Troy Davis… Wie geformte Gedanken schweben die laminierten Collagen über dem Bett mit der Maske und dem herausstehenden Beinpaar. Das Kabinett provoziert einen Raum durch das Mobile als Themenkomplex der Zeit, durch nummerierte Stühle sowie den Spieltisch mit Programm. Jeder Gast ist eingeladen durch einen Eintrag in die Gästeliste des Programms, seine natürliche Distanz zum Werk selbst aufzuheben. Die Kabinettsitzung ist am 20.11.2011 eröffnet. Es ist erwünscht, dass der Ausstellungsbesucher seine Rolle, die er währenddessen eingenommen hat, in das
ausliegende Programm schreibt und auf diese Weise Teil des Kunstwerks wird.
Hier sieht die Künstlerin eine große Chance, den Eigenanteil der Geschichtsschreibung wahrzunehmen und sich darüber hinaus der Frage zu stellen, ob der Wettlauf mit der Zeit, „zeitgenössische Kunst“ herzustellen, zu gewinnen ist.